Splügenpass, der kurvenreichste Weg nach Italien

SPLÜGEN-SPLÜGENPASS-CHIAVENNA (-St.Moritz)

Über 2`000 Höhenmeter mit 75 Spitzkehren werden auf dieser spektakulären Fahrt gemeistert, die Rede ist von der Splügen-Pass-Linie. Ausgangspunkt bildet die Ortschaft Splügen, welche an der San Bernardino Route liegt. Von dort aus kämpft sich der italienische Linienbus mit imposanten Haarnadelkurven hinauf auf den Splügenpass. Nun geht die Fahrt hinunter durch das Val San Giacomo bis nach zwei Stunden Fahrzeit die Ortschaft Chiavenna erreicht ist. Von dort aus kann man dann mit dem PostAuto über den Malojapass ins Engadin reisen...

Der italienischen STPS-Bus wartet in Splügen auf die Fahrgäste
Der italienischen STPS-Bus wartet in Splügen auf die Fahrgäste

90.561, Splügen-Splügenpass-Chiavenna

Startpunkt dieser kurvenreichen Linie ist das Dorf Splügen. Die Ortschaft ist sowohl mit den Express Kursen 90.171 Chur-Bellinzona wie auch mit den Regio Kursen 90.541 Thusis-San Bernardino erschlossen. Drei Mal am Tag steht bei der Post ein blauer Bus der italienischen Firma Società Transporti Pubblici di Sondrio, oder kurz STPS bereit und wartet auf die Fahrgäste. Die Linie wird in Zusammenarbeit mit der PostAuto AG betrieben und seit einigen Jahren sind auch sämtliche Schweizer Billette 

Im Bild das Vorgängermodell, ein Cacciamali TCi 9.72
Im Bild das Vorgängermodell, ein Cacciamali TCi 9.72

und Abonnemente wie GA, BÜGA, Tageskarten usw. bis nach Chiavenna gültig. Sobald alle Gäste einen Platz im Fahrzeug des Typs Otokar Vectio 250U gefunden haben, kann die rund zweistündige Reise los gehen. Nachdem die Autobahn A 13 unterquert wurde, beginnt zugleich die Strasse an zu steigen. Der Bergbus kämpft sich nun die schmale, steil ansteigende und vorallem kurvige Strasse hoch. Mithilfe von mehreren 180 Grad Kurven gewinnt die Route recht schnell an Höhe. So ergibt sich einen wunderschönen Ausblick zurück auf den Ausgangspunkt Splügen.

Ein gigantischer Anblick, die Spitzkehren auf der Schweizer Seite
Ein gigantischer Anblick, die Spitzkehren auf der Schweizer Seite

Zubeginn ist die Landschaft am Strassenrand noch dicht bewaldet und von vielen Arven geprägt. Doch schon bald wird die Baumgrenze passiert und dementsprechend karger wird die Umgebung. Nun führt die Reise an der Splügengallerie vorbei. Dieses 312 Meter lange Bauwerk wurde 1943-1846 erbaut und sollte Reisende, Säumer und Fuhrleute von den Lawinen schützen. Denn früher wurde der Alpenübergang das ganze Jahr über für den Warentransport genützt. Seit dem zweiten Weltkrieg ist der Pass im Winter geschlossen und so wurde die Sommerstrasse um die Galerie erbaut. 

Im Bild der alte Schweizer Zoll
Im Bild der alte Schweizer Zoll

Nachdem es auf der Ebene eine kurze Verschnaufpause für den Bus gab, folgen schon die nächsten Haarnadelkurven, 15 sind es an der Zahl. Über diese gelangt der Linienbus bis zum "ehemaligen" Schweizer Zoll. Daneben befindet sich das Berggasthaus Splügenpass, welches an Wochenenden geöffnet ist. Die Passstrasse schlängelt sich nun noch weiter hoch bis nach 9 Kilometern die Passhöhe erreicht ist. Hier wird die Staatsgrenze zu Italien überfahren. Die Strasse hat auch auf italienischem Boden nicht weniger Kurven, im Gegenteil.

Zwischenstopp in Monte Spluga, einem kleinen Dorf unterhalb der Passhöhe
Zwischenstopp in Monte Spluga, einem kleinen Dorf unterhalb der Passhöhe

So führt die Strasse im zick zack hinunter zum keinen Dorf Monte Spluga. Seit der Abfahrt in Splügen sind nun bereits 40 Minuten vergangen, höchste Zeit also für die obligate "Espresso-Pause" für den Fahrer. Unterdessen kann man kurz aussteigen und die Füsse vertreten und dabei den herrlichen Ausblick auf den Splügensee geniessen. Frisch gestärkt kann jetzt die zweite Etappe in Angriff genommen werden. Die Strasse führt nun am östlichen Ufer des Lago di Monte Spluga entlang. Dies ist kein natürlicher See, sondern das Wasser wird von einer 1931 erbauten Staumauer zurückgehalten.

52 Spitzkehren wie diese sind auf der Südrampe zu meistern
52 Spitzkehren wie diese sind auf der Südrampe zu meistern

Darauf folgt ein weiterer Abschnitt mit mehreren Haarnadelkurven. Insgesamt werden auf der Südrampe zwischen der Passhöhe und Chiavenna knapp 1`800 Meter überwunden. Das ganze geschieht auf 30 Fahrkilometern mit insgesamt 52 Spitzkehren. So tuckert der Linienbus das Val San Giacomo hinunter. Nachdem die kleinen Ortschaften Boffalora und Teggiate passiert wurden, erreicht das blaue Fahrzeug eine Verzweigung. Rechts ginge es auf dem direkten Weg nach Chiavenna, aber der Bus schlägt die andere Richtung nach Madesimo ein.

Blick auf die Ortschaft Madesimo
Blick auf die Ortschaft Madesimo

Über einen rund 500 Meter langen Tunnel gelangt man direkt in die Ortschaft, welche eingekesselt von hohen Bergen ist. So fanden hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch die ersten Skirennen der Alpen statt. Heute weist das Skigebiet, welches sich bis auf 2`948 m.ü.M erstreckt, 48 Pistenkilometer auf. Die Blütezeit hatte Madesimo in den 1960 er Jahren. Damals erlebte die Ortschaft einen riesigen Bauboom. Von dieser Zeit stammen auch die grosszügigen und im Sommer irgendwie überdimensioniert wirkenden Hotelbauten. 

Der Linienbus erreicht in kürze Isola
Der Linienbus erreicht in kürze Isola

Nachdem zuhinterst im Dorf gewendet wurde, führt die Fahrt wieder zurück durch den Tunnel bis zur Verzweigung. Nun schlägt der Linienbus jedoch die Route nach Chiavenna ein. Mit weiteren Kurven windet sich diese eine Talstufe hinunter nach Isola. Am Lago di Isola vorbei tuckert man den Talkessel nach vorne in Richtung Süden. Nun wird eine letzte, kurze Steigung hoch zur Ortschaft Campodolcino in Angriff genommen. Von nun an geht es nur noch alles hinunter bis ins 700 Meter tieferliegende Chiavenna. Das Fahrzeug tuckert nun am Lago di Prestone entlang und durch weitere,

Der STPS Bus unterwegs nach Chiavenna
Der STPS Bus unterwegs nach Chiavenna

viele kleine Ortschaften, welche die Namen tragen wie Ciamanda, Lirone oder Gallivaggio. Und selbstverständlich ist auch auf diesem Abschnitt der Reise nach wie vor die eine oder andere Haarnadelkurve anzutreffen. Die nächste grössere Ortschaft ist das 350 Seelendorf San Giacomo Filippo. Nach dem das Dorf passiert wurde, folgen die vier aller letzten Spitzkehren der Splügenpass-Linie. Nun tuckert der italienische Bus am Fiume Liro entlang das Tal hinaus bis nach knapp zwei Stunden das Ziel der Reise Chiavenna in Sicht ist.

Der Busbahnhof von Chiavenna ist erreicht
Der Busbahnhof von Chiavenna ist erreicht

Mitten im Dorfkern von Chiavenna mündet die Splügenpassstrasse auf die vom Maloja herkommende Hauptstrasse ein. Auf dieser sucht sich nun der Linienbus den Weg zum Bahnhof. Auf dem grossen Vorplatz endet dann schliesslich diese wunderschöne, kurvige und einmalige Reise. Von Chiavenna aus gibt es zwei Möglichkeiten um weiter zu reisen. Entweder man nimmt den ein Mal am Tag verkehrende Palm Express nach Lugano oder man reist mit der PostAuto Linie 4 über den Maloja ins Engadin. 

Malerisch, die Ortschaft Chiavenna
Malerisch, die Ortschaft Chiavenna

Chiavenna, 333 m.ü.M

Chiavenna, was übersetz übrigens Schlüssel heisst,  gehörte bis 1797 zu Graubünden.  Die herrlichen Schlösser weisen auf den Reichtum dieser Stadt hin, den sie durch das Erheben von Zöllen am Maloja und Splügen erlangt haben. Das Städtchen mit seinen 7`300 Einwohnern hat eine malerische Altstadt mit wunderschönen mittelalterlichen engen Gassen. So lädt Chiavenna zu einem Stadtbummel ein, bevor man dann weiter entweder wieder zurück über den Splügen, den Maloja oder am Comersee entlang nach Lugano reist.

anschlusslinien

AB CHIAVENNA:

90.604, Chiavenna-Malojapass-St. Moritz

90.631, Chiavenna-Lugano


Last Update: 16.11.2023
Zuletzt gereist: 11.10.2022